Schwerpunktmäßig wird der Intensivtransporthubschrauber (ITH) Christoph Rostock eingesetzt, um Intensivpatienten von einer Klinik in eine andere zu verlegen, meist von einem lokalen Haus in ein medizinisches Hochleistungszentrum. In 30 Jahren sind so rund 8.300 Einsätze zusammengekommen, in der Regel innerhalb von Mecklenburg-Vorpommern – hier kann von Rostock aus jeder Ort in maximal 40 Minuten erreicht werden, etwas Schnelleres gibt es nicht. Es kommen aber auch Patiententransporte von den Ostsee-Inseln und Verlegungen in andere Bundesländer sowie in das angrenzende EU-Ausland vor.
Verlegungen in oder von anderen Bundesländern aus fanden vermehrt im Rahmen des Kleeblattsystems während der Hochphase der Corona-Pandemie statt, als viele schwersterkrankte Covid-19-Patienten in Kliniken mit freien Intensivkapazitäten oder in Schwerpunkthäuser, wie in das Klinikum Südstadt in Rostock, geflogen wurden.
In den besonders großen Innenräumen der Hubschrauberflotte der Johanniter Luftrettung, in Rostock kommt meist das Modell AS 365 N3 von Airbus Helicopters zum Einsatz, ist für Transporte mit besonderen Herausforderungen ausreichend Platz. „Wir können bis zu drei Personen zusätzlich zur normalen dreiköpfigen Besatzung und dem Patienten transportieren. Das war in der Hochphase der Pandemie besonders relevant und ist es heute bei bestimmten Krankheitsbildern immernoch: Wir können beispielsweise von ECMO-Zentren angefordert werden. Dort holen wir das Spezialisten-Team samt Equipment ab und bringen es direkt bis zum Patientenbett. Die Spezialisten schließen den Patienten vor Ort an das Herz-Lungen-Unterstützungssystem (ECMO) an und wir fliegen das Team und den Patienten sicher und schnell in die Zielklinik, ohne dabei die begonnene Intensivbehandlung zu unterbrechen“, erklärt der Ärztliche Leiter der Johanniter Luftrettung, Mumi Taleb. Zu den beschriebenen ECMO-Transporten wird Christoph Rostock regelmäßig angefordert. Aber auch beim Transport der allerkleinsten Patienten ist der große Innenraum von Vorteil. Werden Frühchen in Spezialkliniken geflogen, findet neben dem Inkubator auch ein Team aus Neonatologen, das sind Spezialisten für Frühgeborene, sowie ein Elternteil Platz in der Maschine.
Aufgrund der hohen Zuladungskapazität sind auch sogenannte Schwerlasttransporte problemlos möglich. Die Johanniter verfügen über spezielle Tragen, mit denen Patienten bis zu einem Körpergewicht von 350 Kilogramm und entsprechender Körperbreite zur Behandlung in eine Klinik geflogen werden können. Dies ist mit kleineren Hubschraubermodellen nicht möglich.
Einziger Intensivverleger in Mecklenburg-Vorpommern, der auch als Rettungshubschrauber alarmierbar ist
Die Rostocker Luftretter sind sowohl am Tag als auch in der Nacht alarmierbar – und das an 365 Tagen im Jahr. Neben den Intensivverlegungen kann Christoph Rostock auch von der Leitstelle angefordert werden, wenn ansonsten kein anderes Rettungsmittel zur Verfügung steht oder die Ankunft des Notarztes mit dem PKW zu lange dauern würde. Der Hubschrauber kann ebenfalls alarmiert werden, wenn der Patient an einer schwer zugänglichen Stelle verunfallt und ein Transport mit dem Rettungswagen kaum oder nur sehr schwer möglich ist; dazu gehören Landungen auf dem Deich, wie zum Beispiel auf Fehmarn, direkt am Meer oder auf Campingplätzen entlang der Ostseeküste.
Seit dem Jahr 2021 kommen der Notarzt und der HEMS-TC, also der Rettungsdienstmitarbeitende auf dem Hubschrauber, nicht mehr von zuhause, wenn nachts oder am Wochenende eine Verlegung ansteht. Sie sind seither im Präsenzdienst. „Die Ausrückzeiten konnten wir so auf drei Minuten am Tag und auf 15 Minuten in der Nacht reduzieren. Diese Umstellung wissen die Leitstellen in Mecklenburg-Vorpommern sowie unserer Nachbarbundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein sehr zu schätzen“, erklärt Stationsleiter und HEMS-TC Christian Schirza.
Ein nicht-alltäglicher Einsatz
Routine bei Intensivverlegungen und Rettungseinsätzen komme zwar generell nicht auf, aber ein Einsatz aus dem vergangenen Sommer ist dem Stationsleiter besonders im Kopf geblieben: „Als wir nach einem Einsatz zum Tanken am Flughafen Rostock-Laage standen, erreichte uns eine Anfrage der Seenotrettung aus Bremen, die Such- und Rettungseinsätze auf Nord- und Ostsee koordinieren. Auf der Ostsee vor Fehmarn müsse eine Person auf einer Luftmatratze treibend gesucht werden und da wir der nächstgelegene Hubschrauber waren, wurden wir angefragt. Natürlich legten wir direkt unsere Schwimmwesten an und machten uns auf den Weg in das 25 Minuten entfernte Suchgebiet. Nachdem wir das Gebiet eine gute halbe Stunde lang abgesucht hatten, konnten wir Entwarnung geben. Die Luftmatratze trieb unbemannt auf der Ostsee, eine Gefahr für Menschenleben bestand glücklicherweise nicht.“
Wie alles begann und wie es sich entwickelte
Am 26. September 1993 wurde in Rostock der Intensivtransporthubschrauber, damals noch als Ambulanzhubschrauber bezeichnet, mit dem Rufnamen „Akkon Rostock 15/84/01“ in Betrieb genommen, dieser wurde vor etwa zehn Jahren in Christoph Rostock geändert. Zu Beginn im Einsatz war ein Hubschrauber vom Typ Agusta A 109C MAX mit der Kennung D-HAAC. Die Johanniter Luftrettung erhielt dafür die „Genehmigung zur Durchführung von Krankentransporten mit Drehflüglern“. Im Februar 2021 erhielt die Johanniter Luftrettung zusammen mit dem Flugunternehmen Heli-Flight GmbH & Co. KG den Zuschlag für den Konzessionsvertrag zur „Durchführung von Intensivtransporten im Rettungsdienst mit Transporthubschraubern nach § 26 RDG M-V“. Seit dem ersten Betriebsjahr von Christoph Rostock haben sich die Einsatzzahlen zwischen 200 und 280 pro Jahr eingependelt, steigen aber seit etwa acht Jahren konstant an: von 337 im Jahr 2015 bis hin zu 414 im Jahr 2022. „Die wachsende Bedeutung der Intensivverlegungen zeigt, dass sich unsere besonders großräumigen Hubschrauber bewährt haben und gebraucht werden“, erklärt Geschäftsführer Oliver Meermann und fährt fort: „Die sich bereits verändernde Krankenhauslandschaft und die Krankenhausreformpläne werden der Luftrettung eine noch größere Bedeutung beimessen. Auch die Zahl der luftgebundenen Intensivtransporte sowie Transporte in spezialisierte Kliniken werden ansteigen. Dafür ist die Johanniter Luftrettung, sowohl aufgrund der jahre- und jahrzehntelangen Erfahrung als auch dank der breit aufgestellten Hubschrauberflotte, bestens vorbereitet“.
Stationiert ist der Intensivtransporthubschrauber der Johanniter Luftrettung von Beginn an am Klinikum Südstadt Rostock. Das Klinikum stellt seit jeher das ärztliche Personal zur Besetzung der Hubschrauber, woraus über die Jahrzehnte eine sehr fruchtbare und vertrauensvolle Kooperation gewachsen ist.
Hintergrund:
Die Johanniter Luftrettung ist an den Standorten Gießen, Reichelsheim (Wetterau), Nürburgring und Rostock im Einsatz. In Gießen fliegt sie im Dual-Use-System, das heißt, dass sie vom Land Hessen neben Intensivtransporten auch für primäre Rettungseinsätze beauftragt ist. Der Hubschrauber Christoph Gießen ist der einzige Hubschrauber in Hessen, der im 24-Stunden-Betrieb, und somit auch nachts, fliegt. Auch der in Mecklenburg-Vorpommern stationierte Christoph Rostock kann rund um die Uhr in den Einsatz gehen. Die Hubschrauber in Mittelhessen (9 bis 21 Uhr) und am Nürburgring (8 bis 20 Uhr) fliegen am fliegerischen Tag.
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