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20.12.2024

Neue Studienergebnisse: Eine Entfernung einzelner Lymphknoten aus der Achselhöhle ist bei bestimmten Brustkrebs-Patientinnen nicht mehr nötig

Entscheidender Nachweis zur Verringerung chirurgischer Eingriffe im Rahmen der Brustkrebstherapie gelungen


Prof. Dr. Toralf Reimer (v.l.), stellvertretender Direktor der Universitätsfrauenklinik am Klinikum Südstadt Rostock, Prof. Dr. Angrit Stachs, Mitarbeiterin im MVZ der Universitätsmedizin Rostock am Standort Südstadt, Prof. Dr. Guido Hildebrandt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie der Universitätsmedizin Rostock, und Prof. Dr. Bernd Gerber, Senior-Autor der Studie und Direktor der Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock waren maßgeblich an der ISEMA-Studie beteiligt. (Bildquelle: Universitätsmedizin Rostock)

Eine wegweisende Studie der Universitätsmedizin Rostock und weiterer Partner unterstreicht die Sicherheit und Vorteile des Verzichts auf Gewebeentnahmen aus der Achselhöhle bei bestimmten Formen von Brustkrebs. Demnach kann bei einigen Brustkrebs-Patientinnen, deren Lymphknoten bei der Diagnosestellung per Tastbefund und Ultraschall unauffällig sind, auf eine Lymphknotenentfernung aus der Achselhöhle verzichtet werden, ohne dass dies die Überlebenschancen beeinträchtigt. Stattdessen profitieren diese Patientinnen von weniger Nebenwirkungen und einer besseren Lebensqualität. Die Ergebnisse der INSEMA-Studie wurden kürzlich im renommierten Fachjournal New England Journal of Medicine veröffentlicht.

„Die Ergebnisse der INSEMA-Studie markieren einen wichtigen Schritt hin zu einer noch moderneren Brustkrebstherapie. Sie zeigen, dass wir mit weniger invasiven Eingriffen dieselben medizinischen Erfolge erzielen können – zugunsten der Patientinnen“, erklärt Prof. Dr. Bernd Krause, Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Rostock.

„Die Erkenntnisse dieser Studie sind von großer Bedeutung. Sie verdeutlichen, dass wir mit einem schonenderen Ansatz nicht nur medizinische Sicherheit gewährleisten, sondern auch die Lebensqualität der Patientinnen nachhaltig verbessern können. Dies ist ein entscheidender Beitrag zur personalisierten Medizin und zur Weiterentwicklung der Brustkrebstherapie“, ergänzt Prof. Dr. Toralf Reimer, Erst-Autor der Studie sowie stellvertretender Direktor der Universitätsfrauenklinik am Klinikum Südstadt Rostock.

Prof. Dr. Jan P. Roesner, Ärztlicher Direktor des Klinikum Südstadt Rostock:
„Die INSEMA-Studie zeigt eindrucksvoll, wie moderne Forschung und klinische Praxis Hand in Hand gehen können, um schonendere Therapien für unsere Patientinnen zu entwickeln. Die Reduktion der Invasivität der operativen Eingriffe, wo immer es medizinisch vertretbar und sinnvoll ist, stellt einen entscheidenden Fortschritt in der Behandlung von Brustkrebs dar. Die Universitätsfrauenklinik am Klinikum Südstadt Rostock ist stolz darauf, Teil dieses Meilensteins zu sein, der die Lebensqualität der Patientinnen nachhaltig verbessert und neue Maßstäbe in der personalisierten Medizin setzt.“

„Mit großem Stolz erfüllt uns die Tatsache, dass das Konzept der INSEMA-Studie interdisziplinär an der Universitätsmedizin Rostock entwickelt wurde, die Studie federführend durch die Universitätsfrauenklinik deutschlandweit betreut und ausgewertet wurde und dabei ein herausragendes Forschungsergebnis für die zukünftige Brustkrebstherapie erreicht wurde“, ergänzt Prof. Dr. Bernd Gerber, Senior-Autor der Studie und Direktor der Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock.

Er gehört somit gemeinsam mit Prof. Dr. Angrit Stachs, die mittlerweile im MVZ der Universitätsmedizin Rostock am Standort Südstadt beschäftigt ist sowie als ehemalige Oberärztin an der Universitätsfrauenklinik die Leiterin des interdisziplinären Zentrums für Brustdiagnostik war, und Prof. Dr. Guido Hildebrandt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie der Universitätsmedizin Rostock, ebenfalls zu den Autoren der INSEMA-Studie.

Die Studie untersuchte 5502 Patientinnen mit invasivem Brustkrebs im Frühstadium (Daten für Tumorgröße bis maximal 3 cm) und wurde komplett durch die Deutsche Krebshilfe finanziell gefördert. Im Fokus stand der Vergleich zwischen dem vollständigen Verzicht auf eine Operation in der Achselregion und der sogenannten Sentinel-Lymphknoten-Biopsie. Ziel war es, nachzuweisen, dass ein Verzicht auf die bisherige Standard-Operation keine negativen Auswirkungen auf die Überlebenschancen der Patientinnen hat.

Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von über sechs Jahren zeigte die Studie beeindruckende Ergebnisse: Das 5-Jahres-Überleben ohne erneute invasive Erkrankung lag bei 91,9 Prozent in der Gruppe ohne chirurgischen Eingriff und bei 91,7 Prozent in der Gruppe mit Sentinel-Lymphknoten-Biopsie. Beide Erhebungen schließen auch Patientinnen ein, die während der Nachbeobachtung verstorben sind.
Patientinnen, bei denen auf eine Biopsie verzichtet wurde, berichteten signifikant weniger über Lymphödeme, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen des Arms. Die Studie verdeutlicht auch die langfristigen Vorteile für die Patientinnen.

Die Ergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse für die Überarbeitung nationaler und internationaler Leitlinien zur Brustkrebsbehandlung. Sie sind Teil der weltweiten Bemühungen, chirurgische Eingriffe bei Brustkrebs im Frühstadium zu reduzieren. Insbesondere Frauen, deren Brustkrebs im Rahmen des Mammografie-Screenings (Brustkrebs-Früherkennungsprogramm ab dem 50. Lebensjahr) entdeckt wurde, sollten an Ihrem Brustzentrum anfragen, ob eine Lymphknotenentfernung noch notwendig ist. Parallel zu unserer weltweit größten INSEMA-Studie sind auch in Italien, den Niederlanden und Südkorea Studien mit vergleichbarer klinischer Fragestellung initiiert worden.

Die Studie im Originaltext (DOI: 10.1056/NEJMoa2412063) finden Sie hier.

 

Ansprechpartner für die Presse:
Universitätsmedizin Rostock, Stefan Menzel, Tel.: +49 (0) 151 17 16 85 53, stefan.menzelmed.uni-rostockde

 

 

 

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